Chaosradio

Tim und Andreas gehören zum Team der Radiomoderatoren des Chaosradios in Berlin. Initiiert wurde das Chaosradio vor etwas mehr als einem Jahr bei Radio Fritz (ORB). Am jeweils letzten Mittwoch im Monat sendet Fritz von 22.00 - 1.00 h eine Computersendung. Die Menschen, die da total chaotisch und durcheinander über den Äther über ihre ganz persönlichen Computervorlieben sprechen, gehören zum CCC Berlin.

Die Sendung wird in Berlin und Brandenburg und europaweit über Astra Digital Radio (ADR) ausgestrahlt. Das Team der Moderatoren vom Club arbeitet mit Unterstützung durch einen Profi des Senders, mit dem alle wunderbar klarkommen. Neben der Komik kommt auch etwas für den Hörer und die Hörerin dabei heraus, denn es ist wirklich lehrreich. Jede Sendung steht unter einem Oberthema; die letzten waren zum Beispiel Internetgefahr, Verschwörungstheorie, Telecom und Free- und Shareware. Beim letzten Thema im November sind die Drähte heißgelaufen - da gab es dann die Konfigurationshilfen übers Telefon. Auch die kleinen Wehwehchen der Linuxbenutzer wurden live zu lösen versucht.

Der Sinn der Sendung ist der Kontakt zur HörerInnenschaft, den Menschen auch über das Radio den Chaos Computer Club näherzubringen, damit der CCC "nicht nur im 'Spiegel' auftaucht", sondern auch im Radio. Wobei dazu gesagt sein muß, da die Zielgruppe Freaks sind und nicht der Otto Normaluser; der Inhalt der Sendung soll nicht sein, "wie ich meinen Rechner anschalte und wie ich den Bildschirm putze."

Sich selbst vom Thron heben wollen die Freaks, die da Radio machen, damit die Leute, die dann mal bei den Treffen des CCC vorbeikommen, nicht nur dasitzen und sich die Helden aus der Sendung ansehen.

Es gibt einen Bedarf an Computersendungen im Radio: Auf diese Weise wird der Bereich der Computer in ein anderes, davon unabhängiges Medium mit eingebunden, wobei auch angemerkt wurde, daß es mittlerweile möglich ist, Radio live über das Netz zu übertragen und damit die beiden Genres eng miteinander zu verbinden.

Die Sendungen laufen eher spontan und werden mit Spielen aufgeheitert; zum Beispiel gab es in der ersten Sendung ein Verbot, das Wort `Internet' auszusprechen, was in Computersendung wirklich kein einfaches Unterfangen ist. Neben solchen netten Spielereien gibt es dann auch eine Abstimmung, wie zum Beispiel "Welcher Rechner ist der beste?" - wobei natürlich feststeht, daß der eigene sowieso der beste ist, allein schon "weil er auf dem eigenen Tisch steht".

Zwischendurch wird dann auch Musik gespielt, die von den CCC'lern mitgebracht werden kann. Der Sender wirkt weder bei der Musik noch bei den Inhalten mit, noch schreibt er etwas vor oder zensiert. So passiert es denn auch mal, daß eine Sendung weniger gut vorbereitet ist - aber das verbessert nur die Kommunikation zwischen Moderatoren und den HörerInnen. Bei guter Vorbereitung sitzen die Leute vor ihrem Radio und hören zu und lernen, wie ein zufällig anwesender Hörer aus Berlin berichtet hat. Aber es gab und gibt auch Kritik seitens der HörerInnen: "Redet doch mal nicht so durcheinander." Das ist nunmal Chaos.

Neben dem Chaosradio in Berlin wurde auch die Chaosradioshow aus Hamburg von einem ihrer Mitarbeiter vorgestellt. Über offene Kanäle werden Sendungen über Computer gesendet, hinterlegt mit Trance und Techno. Ohne Kommerz, aber mit Hilfe von e-mail, Fax und WWW-Seiten wird Material fnr die Sendungen zusammengetragen. Auf die Frage nach der Wichtigkeit von Radio und Datennetzen kam die Antwort, die nonverbale Kommunikation sei wichtig, wobei ich mich immer noch frage, wie nonverbale Kommunikation über das Radio funktionieren soll.

Noch eine kleine Anekdote aus der Geschichte des Chaosradios: Als die erste Sendung beginnen sollte, begrüßte der Moderator die CCC'ler mit einem `Hallo', worauf diese alle nett gewunken haben, anstatt zu sprechen. Es ist also für niemanden einfach, sich in ein neues Medium einzufinden.

Für Menschen, die im Raum Berlin oder Brandenburg wohnen: Jeden letzten Mittwoch im Monat von 22.00 - 1.00 h beim Sender Fritz (ORB), im Berliner Bereich auf der Frequenz 102, 4 MHZ.

Natürlich und selbstverständlich in der heutigen Zeit gibt es auch eine Homepage und eine e-mail Adresse.

Meike von der Born


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